Der Beginn der AZ-Landesschauen in Hessen
Der Bundesvorstand der AZ, unter dem damaligen Präsidenten Leopold Keidel, war mit der Durchführung von AZ - Landesschauen und der Gründung von AZ - Landesgruppen nicht einverstanden. Dennoch unterstützte die AZ die damaligen sogenannten "Regionalschauen", welche dennoch durchgeführt wurden, mit Medaillen. Einige Züchter nutzten innerhalb eines Jahres mehrere Regionalschauen, und "staubten" auf diese Weise mehrere Medaillen ab, was allerdings nicht mit der Satzung vereinbar war. Angesichts dieses Problems und dem verstärkten Wunsch der Züchter Landesgruppen zu gründen und eigene Landesschauen auszurichten, gab man dem Druck aus den Bundesländern nach. Im Jahre 1964 wurden für die Bereiche Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Ostwestfalen, Rhein-Ruhr-Gebiet, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern Landesschauen genehmigt. Man hat sich hierbei an die Landesgrenzen der Bundesländer gehalten, einzig Nordrheinwestfalen bekam aufgrund seiner Bevölkerungsdichte und der größeren Konzentration von Vogelzüchtern zwei Landesgruppengebiete zugesprochen. Die freien Städte Hamburg (kam zu Schleswig-Holstein) und Bremen (kam zu Niedersachsen) wurden in andere Landesgruppen eingegliedert. Berlin bekam zunächst keinen Landesschau-Status sondern galt lediglich als Ortsgruppe. Die Berliner Züchter nahmen jedoch ab etwa 1966 bei Schleswig-Holstein/Hamburg und ab 1970 bei Niedersachsen/Bremen an den Landesschauen teil. Die bayrischen Vogelzüchter nahmen bis 1979 an der Landesschau in Baden-Württemberg teil, bildeten mit diesen auch eine Landesgruppe, bis es 1980 zur 1. AZ-Landesschau in Bayern kam.
Sinn und Zweck der Landesschauen sollte laut AZN 1964 S. 93 sein, Zitat: "Hauptsinn und Zweck der Landesschauen ist die Vor-Auswahl für die Bundesschau im Wettbewerb der einzelnen Ortsgruppen untereinander und somit auf breiterer Basis als es auf einer Ortschau möglich ist. Außerdem soll den nicht in Ortsgruppen organisierten AZ-Mitgliedern damit auch Gelegenheit zu einer Vor-Bewertung gegeben werden".
Heute gibt es innerhalb der AZ insgesamt 14 Landesgruppen. Nach der politischen Wende 1989 kamen 5 neue Landesgruppen hinzu. Berlin trennte sich von Niedersachsen/Bremen und schloss sich mit Brandenburg zu einer Landesgruppe zusammen. Außerdem kamen die Landesgruppen Mecklenburg/Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen hinzu.
In den AZN 1967 wird auf Seite 158, neben weiteren Landesschauterminen, der Termin für die erste AZ-Landesschau in Hessen für den 18. und 19. November 1967 in Groß-Gerau bekannt gegeben. Eine AZ-Landesgruppe Hessen gab es zu dieser Zeit noch nicht. Diese wurde erst am 20.06.1970 in Fulda gegründet, und Eberhard Spilke zum ersten Landesgruppensprecher gewählt. Der erste Landesgruppenvorstand setzte sich lediglich aus dem Landesgruppensprecher, dessen Stellvertreter (Wolfgang Dieter Fischer) und der Schriftführerin (Ursula Spilke) zusammen. Dieser erste Landesgruppenvorstand hatte jedoch keine Ausdauer, und so wurde schon 1972, ebenfalls in Fulda, ein neuer gewählt. Dieser setzte sich wie folgt zusammen: Landesgruppensprecher: Heinz Dersch, Stellvertreter: Herbert Brehler und Schriftführer: Gerhard Schmidt. Erstmals wurden dort auch Gremiumsdelegierte oder Spartenleiter für die Arbeitsgemeinschaften DWV (Heinz Dersch), AGZ (Hans-Jürgen Geil), AEZ (Gerhard Hülbig) und AFZ (Herbert Brehler) gewählt. Nach den doch etwas unruhigen Anfangsjahren wurde am 17.03.1974 in Gießen-Wieseck Herbert Brehler zum Landesgruppensprecher gewählt, und hatte dieses Amt inne bis zum 20.03.1988, also fast auf dem Tag genau 14 Jahre. Er wurde an diesem Tag in Gießen-Wieseck, und hier schließt sich für Herbert Brehler der Kreis, von Werner Dürl abgelöst. Man kann Herbert Brehler als den Vater der AZ-Landesgruppe Hessen bezeichnen. Er war nicht nur der Landesgruppensprecher, er lebte auch für diesen, und die AZ-Landesgruppe. Wenn es galt sich für die Landesgruppe einzusetzen, gab es für Herbert kein Halten mehr, und die Uhrzeit spielte keine Rolle. Ohne ihn würde es die AZ-Landesgruppe Hessen nicht geben. Aber man darf an dieser Stelle auch zwei weitere aktive Mitstreiter nicht vergessen, die sich ebenfalls für die Gründung und den Aufbau der AZ-Landesgruppe Hessen mehr als nur eingesetzt haben, Helmut Reckow und Gerhard Speier.
Von großer Bedeutung für die ersten AZ-Landesschauen waren natürlich auch die Ausrichter, denn ohne diese hätte man keine Landesschauen durchführen können. In den ersten Jahren taten sich dabei die Ortsgruppen aus Groß-Gerau, Gießen und Eschwege besonders hervor. Die ersten acht Landesschauen wurden von diesen drei Ortsgruppen ausgerichtet. Heute, und wir haben 2019 in Wüstensachsen die 52. AZ-Landesschau Hessen, haben insgesamt 18 Ortsgruppen die Landesschau ausgerichtet. Leider fand sich in den Jahren 2011 und 2015 kein Ausrichter für eine AZ-Landesschau, sodass es jeweils zu einer sogenannten Ein-Tages-Schau kam, die vom Landesgruppenvorstand gemeinsam organisiert und durchgeführt wurde. Durch den mittlerweile stetigen Mangel an Ausrichtern, wie generell an aktiven Ortsgruppen, wurde und wird es immer schwieriger eine „normale“ AZ-Landesschau auszurichten. Diesbezüglich hat sich die AZ-Ortsgruppe Lollar in den vergangenen Jahren besonders hervorgetan, und unsere AZ-Landesschau immer wieder vor dem Ausfall bewahrt. Von daher ist die AZ-Landesgruppe Hessen der AZ-Ortsgruppe Lollar zu großem Dank verpflichtet.
Leider habe ich aus den Jahren 1967 bis 1972 keine Zahlen über die Beschickung der AZ-Landesschau vorliegen, aber es war wohl ein sehr schwieriger Weg. Im Jahr 1973 wurden insgesamt 437 Vögel in den Arbeitsgemeinschaft DWV, AGZ, AFZ und AEZ gemeldet. Die AEV gab es zu dieser Zeit noch nicht, sie wurde erst 1985 gegründet, sodass die Einheimischen Wildvögel in der AFZ ausgestellt wurden und die Fremdländischen in der AEZ. 1976 wurden erstmals mehr als 1000 Vögel ausgestellt, was sich in den folgenden Jahren kontinuierlich steigerte. Die Hochzeit in der Beschickung unserer AZ-Landesschau Hessen lag in den Jahren 1986 bis 1996. In diesen 11 Jahren wurden die größten Beschickungszahlen erreicht, mit der Krönung von 2336 Vögel im Jahr 1989 in Künzell. Die niedrigste Zahl in diesen 11 Jahren waren genau 1800 Vögel in Lollar 1996. In den folgenden Jahren ging es leider wieder abwärts, sodass wir heute so in etwa um die 1000 Vögel auf eine AZ-Landesschau Hessen gemeldet bekommen. Der Mittelwert seit dem Jahr 1973 liegt bei etwa 1200 Vögel pro Landesschau.
Manfred Ullrich (AZ16801)